Tagebuch einer Pflegestelle

Dienstag:
Ich sitze noch im Büro, da klingelt mein Handy. Es ist soweit, wir bekommen unseren ersten Pflegehund. Hurra ! Er heißt James, ist 5 Monate alt und ein „Rückläufer“. Seine Leute müssen ihn schweren Herzen wieder abgeben, denn sein Frauchen hat eine Allergie bekommen. Das ist echt schlimm. Morgen bekomme ich Bescheid, wann und wie und wo ! Puh, Aufregung !!!

Mittwoch Abend:
Endlich der ersehnte Anruf. Das Frauchen von James hat angerufen, sie bringt ihn morgen bei uns vorbei. Sie tut mir so leid. Also was hat sie gesagt, welches Futter muss ich kaufen? und was er wohl für eine Halsbandgröße hat?

Donnerstag Morgen:
Ich habe Futter gekauft und noch einen kleinen Plüschhund zum Spielen, ein Halsband, eine Kaustange wie immer einfach zu viel. Sein Bett ist hergerichtet, das Treppengeländer im 1.OG Welpen sicher gemacht, eine Kuschelhöhle gebaut…. Hoffentlich geht alles gut !

Donnerstag Nachmittag:
James ist da, er heißt bei seinem Frauchen eigentlich Bobby. James hieß er vor der Vermittlung, also haben wir jetzt einen kleinen Bobby. Es ist ein echter Wirbelwind, 5 Monate alt eben. Sein Frauchen war traurig beim Abschied aber irgendwie glaube ich nicht wirklich an die Geschichte mit der Allergie. Egal, jetzt ist er erst mal hier. Ganz dünn ist er und unser Charly gibt sein bestes, um den kleinen Wildfang etwas zu bändigen. Sieht wirklich komisch aus.

So jetzt erst mal in den Garten gehen und alles erkunden, natürlich vorerst mit Leine. Wow, sofort hebt sich ein Beinchen und die Büsche im Garten werden bewässert. Das wäre schon mal geschafft. Dann gehen wir mal eine kleine Runde durch den Park…
Bobby läuft schon ganz prima an der Leine und hat auch gleich sein Häufchen gemacht, das ging ja besser als gedacht. Alles neu aber echt prima.

Freitag, 3:00 Uhr:
Au, das springt was auf meinem Bauch herum. Bobby ! Pippi machen ist angesagt, dann wieder schlafen gehen. Bobby hat sich zu Charly unters Bett gelegt und Charly lässt ihn gewähren obwohl das eigentlich sein Platz ist und da sonst niemand hin darf.

Freitag, 6:30 Uhr
Bobby regt sich und wird langsam munter. Jetzt aber schnell raus in den Garten.

Freitag, 8.00 Uhr
Gassi gehen. Man klappt das gut, Charly und Bobby gehen einträchtig nebeneinander her.  Und dann treffen wir viele andere Hunde und Bobby bellt ein bisschen vor Aufregung, freut sich aber total und wedelt wie wild mit seinem Schwänzchen. So wieder zu Hause, wird erst mal gefrühstückt. Bobby ist ein echter Vielfraß.

Freitag, 10.00 Uhr
So jetzt muss der arme Kerl schon das erste Mal alleine bleiben. Ich muss mit Charly zur Hundeschule und kann ihn nicht mitnehmen. Es ist zu warm, um im Auto zu bleiben und wir haben Einzelunterricht also auch keine Chance. Es wird schon gut gehen. Ich habe ihm ein Plätzchen im Flur eingerichtet mit Kuscheldecke, einem alten T-Shirt von mir und Spielsachen.

Freitag, 12.00 Uhr
Es ist alles ruhig. Bobby ist ganz brav und freut sich als wir wieder kommen. Er ist schon ein ganz toller Kerl.

Freitag, 12.30 Uhr
So nun das erste Mal Auto fahren, ich muss noch mal zur Arbeit was abholen. Na auch das hat ja bestens geklappt und meine Kollegen und mein Chef fanden Bobby einfach nur süß und lustig. Kleiner Charmeur !

Freitag, 13.15 Uhr
André kommt von der Schule und wird wild begrüßt. Bobby weicht ihm nicht von der Seite. Das ist wohl Liebe auf den ersten Blick.

Freitag Nachmittag
Charly fällt es ein wenig schwer Herrchen und Frauchen mit Bobby zu teilen und zeigt Bobby mal kurz wer hier der Chef ist. Aber Bobby ist gar nicht so leicht zu bändigen, so ein Rabauke.

Samstag, 4.00 Uhr
Charly ist unruhig und wandert im Wohnzimmer auf und ab. Natürlich wird Bobby auch wach. Also lasse ich die beiden erst mal in den Garten bevor der Rest der Familie auch noch wach wird. Charly hat eine Protestpfütze im Wohnzimmer gemacht. Also schnell aufwischen. Der Rest des Tages verläuft ohne besondere Vorkommnisse.

Sonntag 7.30 Uhr
Alle haben friedlich durchgeschlafen. Jetzt aber schnell raus in den Garten Pfütze machen… und nun anziehen und Gassirunde drehen.

Sonntag 9.45 Uhr
Auf zum Gottesdienst, mal sehen wie das Wohnzimmer aussieht, wenn wir wieder kommen.

Sonntag 11.15 Uhr
Alles ist noch an seinem Platz. Echt spitze, die zwei Rabauken.

Sonntag Nachmittag
Trotz langem Spaziergang ein Malheur im Wohnzimmer. Bobby hat Durchfall, hoffentlich nur ein kleiner Zwischenfall. Er ist eh so dünn, das wäre gar nicht gut.

Sonntag Abend
Ein festes Häufchen im Garten, die Freude ist groß. Jetzt noch eine große Runde Gassi gehen,  damit alle gut schlafen.

Sonntag 22:00 Uhr
Bei uns im Dorf ist ein Fest und zum Abschluss gab es ein Feuerwerk. Beim ersten Knall rennen Charly und Bobby los, Charly die Treppe rauf und unters Bett und Bobby ins Gäste-Bad und verkriecht sich unter dem WC. Wen soll ich nun zuerst beruhigen? Aber als ich Bobby rufe, kommt er schon angeflitzt und drückt sich an mich. Wir gehen dann zu Charly und setzen uns gemeinsam aufs Bett bis das Knallen zu Ende ist.

Montag Morgen
Schon wieder durchgeschlafen, super ! So heute muss ich zur Arbeit.

Montag, 12.45 Uhr
Nur eine kleine Pfütze auf der Fußmatte und Blumenerde auf dem Wohnzimmerteppich sonst ist alles O.K.

Montag, 13:00 Uhr
Gerade hat die 1. Interessentin für Bobby angerufen. Sie sucht einen Hund für ihre Mutter (49 Jahre). Hhm, eine Familie mit Kindern wäre mir lieber. Na mal sehen. Sie wollen ihn am Freitag alle zusammen besuchen. Der Rest der Woche läuft prima. Bobby und Charly verstehen sich prima und spielen wie die Wilden.

Freitag, 15:00 Uhr
Die Interessentin mit ihrer Familie (Tochter, Schwiegersohn und Enkel 5 Jahre) sind gekommen. Sie sind alle super nett und alle setzen sich gleich zu Bobby auf den Boden. Der Enkel ist auch ganz lieb und sanft zu Bobby. Das sieht echt gut aus. Frau S. erzählt von ihrer Hündin, die sie einschläfern lassen musste und Tränen stehen in ihren Augen. Als sie Bobby ansieht lächelt sie, sie hat das Herz am richtigen Fleck und ich denke auch Geduld genug für den kleinen Racker. Wir gehen alle zusammen spazieren und Bobby zeigt sich von seiner besten Seite. Er ist halt ein Herzensbrecher.

Frau S. möchte Bobby unbedingt und mein Bauch sagt mir, dass sie genau die richtige ist. Auch wenn wir uns schon so sehr an ihn gewöhnt haben. Aber die ganze Familie steht hinter der Entscheidung und er wird es dort gut haben.

1 Woche später

Freitag Morgen
Frau S. hat heute Schutzvertragstermin und holt Bobby anschließend ab. Ich habe Bobbys Tasche gepackt mit Futter, Leckerlies, Kauknochen, Leine+Halsband und seinem Lieblingsspielzeug (ein Quietschhund), eben alles was ein kleiner Hund so braucht.

Freitag Mittag
So nun ist das passiert, wovor ich solche Angst hatte. Mein erster Pflegehund wurde abgeholt. Ich habe furchtbar geweint und diese treulose Tomate ist gegangen und hat sich nicht mal umgedreht. Ist neben seinem Frauchen hergelaufen als hätte er noch nie was anderes gemacht. Aber das sagt mir, dass es genau die richtige Entscheidung war und schon geht es mir besser und ich überlege wann wohl der nächste Pflegehund einziehen wird.

 2 Wochen später 

Das Telefon klingelt. Eine kleine spanische Hündin namens Peggy braucht einen Pflegeplatz. Wir werden sie direkt am Flughafen abholen. Oh man, ich freue mich und diesmal ein Mädel wie schön…..

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