Warum Tierschutz im Ausland

Wieso Hunde aus südlichen Ländern zu uns holen, wo unsere Tierheime doch ohnehin schon voll genug sind? Das ist eine berechtigte Frage und es mag auf den ersten Blick auch logisch klingen. Natürlich ist es auch keine Lösung für das Elend der Streuner und das Tierschutzproblem im Ausland. Doch wer genau hinschaut und sich einmal die Mühe macht, sich mit dem Thema genauer auseinander zu setzen, der erkennt die Wirklichkeit. Und wer glaubt es sei doch ohnehin „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, der sollte über die nachfolgende Metapher mal nachdenken:

Als der alte Mann bei Sonnenuntergang den Strand entlang ging, sah er vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhob und ins Meer warf. Nachdem er ihn schließlich eingeholt hatte, fragte er ihn, warum er das denn tue. Die Antwort war, dass die gestrandeten Seesterne sterben würden, wenn sie bis Sonnenaufgang hier liegen bleiben.  
„Aber der Strand ist viele, viele Kilometer lang und tausende Seesterne liegen hier“ , erwiderte der Alte. „Was macht es also für einen Unterschied, wenn Du Dich abmühst?“ 
Der junge Mann blickte auf den Seestern in seiner Hand und warf ihn in die rettenden Wellen. Dann meinte er: „Für diesen hier macht es einen Unterschied!“

Und was ist nun mit unseren vollen Tierheimen?……Die „Wegwerftiere“, die in unseren Tierheimen sitzen, die aus welchen Gründen auch immer ihr Zuhause verloren haben, was sind das für Hunde? Es sind die großen Hunde, die Listenhunde, die Alten und die mit Macken. Und es ist ein Trugschluss zu denken, dass jemand, der in ein Tierheim kommt um einen kleinen unkomplizierten Vierbeiner mit nach Hause zu nehmen, sich stattdessen für einen großen, dominanten Rüden mit einem ausgeprägten Beschützerinstinkt entscheidet. Nein, weit gefehlt. Auch unsere Tierheime nehmen gerne mal einen unproblematischen oder kleinbleibenden Hund aus dem Süden auf, denn dies erhöht auch die Attraktivität des Tierheimes. Und vielleicht findet dann auch auf diesem Weg, der eine oder andere große, nicht ganz so komplizierte Vierbeiner, ein neues Zuhause.

Was passiert mit den Hunden im Ausland?
Welches Leben erwartet so einen Straßenhund?

Waren Sie schon einmal im Urlaub,  sind am Strand entlang geschlendert und haben sich gefragt, wem wohl dieser hübsche und freundliche Hund gehört, der sie jeden Tag freudig begrüßt und sich über jede Streicheleinheit und ihr Frühstücksbrötchen freut als wären sie schon immer sein bester und einziger Freund? Der ihnen nicht von der Seite weicht und doch nicht aufdringlich erscheint, sie einfach begleitet wie ihr leiser Schatten.

Wahrscheinlich hat er kein Zuhause sondern streunt herrenlos wie viele andere umher, um sich von den Touristen etwas Futter zu erbetteln. Doch eine Zukunft hat er nicht. Solange er es schafft, den staatlichen Hundefängern zu entkommen und er in den Mülltonnen etwas Futter findet oder sich etwas erbetteln kann, kommt er einigermaßen über die Runden und hat sogar Spaß mit seinen Rudelfreunden beim täglichen Spielen am Strand. Doch wie lange wird es dauern bis man ihn erwischt? Tage, Wochen, vielleicht Monate. Dann beginnt oder endet sein kurzes Leben in einer Tötungsstation, in Spanien werden diese Perreras genannt (abgeleitet von Perro=Hund). Hier beginnt seine Zeit zu laufen, denn sollte sich innerhalb der nächsten max. 21 Tage niemand für ihn interessieren und ihn hier herausholen, wird er getötet. Und hier ist es egal, wie jung, wie freundlich, niedlich oder gesund er ist. Fast jede Gemeinde in Spanien verfügt über eine solche Perrera.

Wer also entscheidet warum ein Hund, nur weil er nicht das Glück hatte hier in Deutschland geboren zu sein, sondern z.B. auf einer bei den Deutschen ja so beliebten Insel wie Mallorca, sterben muss? Wer nimmt sich das Recht den Tierschutz hier enden zu lassen?

Doch den Hunden in Deutschland ein Zuhause zu geben, ist natürlich nicht das einzige, was man tun kann, um ihnen  zu helfen. Wir unterstützen Kastrationsaktionen, leisten Präventionsarbeit und helfen dort, wo es am notwendigsten ist. Denn erst, wenn die herrenlosen Streuner immer weniger werden und ein Umdenken der Menschen erfolgt, die aus rein kommerziellen Gründen züchten ohne Rücksicht auf die Folgen, dann wird es vielleicht einmal nicht mehr notwendig sein, die herrenlosen Streuner aus dem Süden zu uns nach Deutschland zu holen. Eine sehr engagierte Tierschützerin, die leider viel zu früh verstorben ist und die im Laufe ihres Lebens hunderten von Hunden das Leben gerettet hat, hatte einen Traum (Zitat von Esther: „Mein Traum wäre es, dass die eines Tages zu mir sagen….es gibt keine Hunde mehr für Sie.“) Mit „die“ meinte sie die Wärter in den Tötungsstationen, aus denen sie täglich die Hunde und Katzen herausgeholt hat, deren letzter Tag anstand und die keiner mehr wollte. Doch um helfen zu können, benötigen wir Ihre Hilfe, denn ohne Spenden können wir hier nichts bewirken.

Vorurteil: Hunde aus dem Ausland schleppen Krankheiten ein –
Die Hunde sind fast alle krank

Sehen wir es ganz pragmatisch: Die Tierschutzvereine geben ganz sicher nicht hunderte von Euros im Monat für Tierärzte  aus, um die Tiere dann alle krank nach Deutschland zu bringen. Ein seriöser Verein kümmert sich um alle nötigen Vorsorge- und Behandlungsmaßnahmen, die für ein gesundes Hundeleben notwendig sind.

Sicher kommen sehr viele Tiere krank in den ausländischen Tierheimen an, und es ist ein erhebliches mehr an Pflege- und Behandlungsmaßnahmen zu treffen, wie dies in den deutschen Tierheimen nötig ist, wo die meisten Tiere aus Privatabgaben kommen.

Schwerverletzte Tiere, nach Autounfällen, angeschossen oder auch misshandelt sind an der Tagesordnung – unversorgte Wunden, nicht behandelte Infektionskrankheiten und Parasitenbefall stellen die Tierschützer vor Ort tagtäglich vor Aufgaben, zu deren Bewältigung viel physische und psychische Kraft nötig ist. Die Sterblichkeit in den Tierheimen ist verhältnismäßig hoch, besonders wenn es sich um immunschwache Tiere, wie Welpen handelt.

Wer jedoch die Reise nach Deutschland antritt, der ist nicht nur gesund gepflegt, sondern auch mit allen nötigen Impfungen, Parasitenbehandlungen und Tests versehen worden – denn es ist das vordringliche Anliegen eines Tierschutzvereines, gerade die gesundheitliche Situation der Tiere zu verbessern – und so bekommen sie einen Hund, dem weit mehr an medizinischer Hilfe und Prophylaxe zugekommen ist, als einem Hund, den sie hier aus der berühmten „Liebhaberzucht“ gleich am nächsten Bauernhof geholt haben.

Ihre Hunde auf die „große Reise“ zu schicken bedeutet für die Tierschützer einen oftmals schmerzlichen Abschied, für jedes einzelne Leben haben sie gekämpft, viel gehofft und gebangt, und mit einzelnen Schützlingen sind sie eng verbunden – finanzielle Interessen stehen da ganz im Hintergrund.

Niemand, der den Tierschutz mit Herz und Verstand betreibt würde daher ein krankes Tier auf die Reise schicken, da das Immunsystem durch den Transportstress noch mehr geschwächt wird. Selbstverständlich gibt es auch in Spanien Tierärzte, die bei Krankheiten hinzugezogen werden – weiter durchlaufen die Tiere im Tierheim oder in der Pflegestelle angekommen neben einem ersten Gesundheitscheck ein langwieriges Programm, angefangen von Behandlungen gegen Flöhe und andere Hautparasiten, mehrfachen Entwurmungen und Impfungen . Nicht im Geringsten sind jedoch bei den Tierseuchen irgendwelche Krankheiten betroffen, von denen wir als so genannte „Mittelmeer-„ oder „Reisekrankheiten“ sprechen.

Viele der Krankheiten, die unsere Südländer betreffen, sind Protozoen-Erkrankungen, sprich Krankheiten, die von winzig kleinen Einzellern verursacht werden, und deren Überträger ein Insekt oder eine Zecke ist. Spricht man von Zoonosen, so meint man Krankheiten, die – direkt oder indirekt –  von Tier auf den Mensch übertragen werden können. Auch bei der bekannten Leishmaniose handelt es sich um eine Zoonose, da sie (indirekt, über die Sandmücke) auf den Menschen übertragen werden kann.

Es gibt eine Reihe von gefährlichen Zoonosen, die daher von der EU kontrolliert werden (das heißt ganz und gar nicht Reiseverbot etc.!) – dazu zählt jedoch weder die Leishmaniose, noch Ehrlichiose, Babesiose oder Hepatozoonose um die wichtigsten südlichen Krankheiten zu nennen.

Weit gefährlicher für den Menschen ist die bei uns vorkommende Borelliose, die niemals eingeschleppt wurde – sondern nahezu weltweit verbreitet ist. Die Borelliose steht beispielsweise auf der Liste an Zoonosen, die von der EU überwacht wird.

Die Leishmaniose (Leishmaniose), von der meistens die Rede ist, wenn Laien über „eingeschleppte Seuchen“ sprechen, wird über Sandmücken übertragen. Die globale Erwärmung (nein, es waren nicht wir Tierschützer!) sorgen dafür, dass sich Sandmücken auch nach Norden – wie bereits teilweise in Süddeutschland – ausbreiten, in einigen Jahren ist damit zu rechnen, dass auch in Deutschland diese Überträgerinsekten so beheimatet sind, dass die Leishmaniose bei und genauso Thema wird, wie es Spanien schon ist. 

Der große Vorteil der durch Tierschutzvereine eingeführten Hunde besteht darin, dass sie einem Test unterzogen werden – und dabei das mögliche Vorhandensein einer Infektion bemerkt und behandelt werden kann – ganz im Gegensatz zu den Hunden aus Deutschland, die mit in den Urlaub genommen werden, und deren Besitzer – im Irrglauben, man habe ja einen „deutschen (= gesunden) Hund“ viel öfter im Urlaub unbemerkt infiziert werden, und Jahre später schwer erkranken – nur keiner weiß woran!

Tatsache ist, Hunde aus dem Ausland schleppen keine Krankheiten ein, die nicht vorher Wirtschaft und Tourismus längst hier etabliert haben.

Wir wollen auf unserer Seite u.a. über Tierschutz im Ausland aufklären, wir wollen dabei nichts beschönigen aber auch nicht erschrecken. Aus diesem Grund verzichten wir auf unserer Homepage bewusst darauf, grausame Details über die Tötungsmethoden der einzelnen Länder zu erläutern oder Bilder von jämmerlich verendenden Tieren zu präsentieren. Unser Ziel ist es die Menschen für das Elend der Tiere zu sensibilisieren und mit Vorurteilen aufzuräumen, damit die Tiere die Chance bekommen, die sie verdienen. Nämlich einen Neuanfang… ein Leben in einer Familie, in der sie geliebt werden und in der sie nicht als „Wegwerfartikel“ gehandelt, also nicht mehr für die Jagd zu gebrauchen entsorgt oder als lästig empfunden, wenn sie nicht mehr klein und niedlich sind.

Ihr Team vom Tierschutzverein Hunde in Not Rhein-Main e.V.

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